Eichelmann 2026

Weingut Kilian Franzen

Das Weingut Franzen hat sich längst etabliert in diesem Teil der Mosel. Kilian Franzen machte zunächst eine Druckerausbildung, arbeitete dann bei Johannes Leitz im Rheingau, bevor er in Geisenheim zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Angelina zu studieren begann. Beide brachen ihr Studium ab, als Kilians Vater Ulrich Franzen 2010 mit dem Schmalspur­schlepper tödlich verunglückte. Ulrich Franzen hatte sich wie kein anderer um den Bremmer Calmont und den Steilstlagenweinbau in diesem Teil der Mosel verdient gemacht, ihm ist die Renaissance der steilsten Lage Europas ganz wesentlich zu verdanken, er hatte im letzten Jahrzehnt zahlreiche aufgelassene Parzellen im Calmont neu bepflanzt. Seine Ehefrau Iris Franzen führte zunächst den Betrieb weiter, wurde dabei unterstützt von Sohn Kilian, der das Weingut längst übernommen hat und zusammen mit Ehefrau Angelina führt. Die Philosophie seines Vaters führt der Sohn fort; er nimmt die Mühe auf sich, die zu einem großen Teil im Bremmer Calmont stehenden Reben zu pflegen. Der Boden im 2 Kilometer langen, stark zerklüfteten Calmont besteht aus Schiefer mit einem sehr hohen Steinanteil. Hinzu kommen 1,8 Hektar im Neefer Frauenberg, sowie weitere Flächen in Bremm und Neef, aber auch in Ediger-Eller, zum Beispiel in der Ellerer Kapplay mit 1944 gepflanzten Reben. Riesling nimmt 85 Prozent der Rebfläche ein, hinzu kommen Weißburgunder, Elbling und eine kleine, aber wachsende Menge Spätburgunder, insgesamt werden elf Hektar bewirtschaftet. Die Weine werden alle spontanvergoren, alle durchlaufen normalerweise den biologischen Säureabbau. Das Sortiment ist gegliedert in Gutsweine wie den Riesling „Quarzit Schiefer“, den durchgegorenen, immer enorm puristischen und straffen „FranZero“ oder den Riesling „Der Sommer war sehr groß“, eine Lagencuvée aus Kapplay, Calmont (Klosterkaul) und Abtei Kloster Stuben. Dann folgen die Lagenwei­ne aus Frauenberg und Calmont, darauf die beiden Großen Gewächse aus beiden Lagen. Als Spitzenweine firmieren der aus der Fachkaul genannten Parzelle des Calmonts stammende Riesling und der Sterneberg-Wein aus dem Neefer Frauenberg; beide firmieren ebenfalls als Große Gewächse. Die Spitzenweine werden konsequent erst sehr spät in den Verkauf gebracht. In manchen Jahren werden edelsüße Rieslinge erzeugt, das Gros der Weine aber wird trocken oder fast trocken ausgebaut.

Kollektion

Der Quarzit genannte trockene Einstiegswein in das Sortiment der Rieslinge ist wie in jedem Jahr ein überzeugender Ausdruck der Weingutsphiloso­phie. Er weist eine helle, klare Frucht mit Noten von Kernobst und Hefe auf, ist zupackend, kühl und animierend, wirkt puristisch trocken. Nochmals spannender ist hingegen der Riesling, der mit dem eingängigen Namen Der Sommer war sehr groß vermarktet wird; er ist saftig und zupackend gleichzeitig, zwar nicht puristisch, aber sehr stimmig. Der Riesling aus dem Bremmer Calmont (Jahrgang 2023) weist eine ruhige, mitteldunkle Frucht auf, ist würzig und fest, zwar nicht extrem lang, aber sehr stimmig; auch sein Pendant aus dem Neefer Frauen­berg überzeugt durch eine feine, zurückhaltende Art. Dann die beiden Großen Gewächse, ebenfalls aus dem Jahrgang 2023 stammend. Jenes aus Neef ist noch sehr verhalten in der Nase, hell, präzise im Mund, straff, schlank mit Zug. Sein Pendant aus dem Calmont wirkt etwas offener, ist auch im Mund saftiger, würziger, kraftvoll und lang. Diesem Wein trauen wir noch ein wenig mehr Potenzial zu. Auch die beiden Top-Weine aus 2022 unterscheiden sich voneinander. Hell und verhalten mit einer zunächst ganz leicht getreidig anmutenden Note zeigt sich der Neefer Sterneberg-Riesling; er braucht zwingend Luft, entwickelt sich dann zu einer überzeugenden Finesse, bleibt schlank und hellfruchtig. Der Fachkaul-Wein aus Bremm ist viel offener, zupackend und würzig mit saftiger Frucht, und viel Würze: Es ist vermutlich der spannendste Fachkaul-Wein, den wir bisher in seiner Jugend probieren konnten; er beeindruckt schon deshalb, weil er trotz zurückhaltendem Alkohol so viel Würze und Mineralität aufweist. Der Buntschiefer-Riesling ist frisch, besitzt nur einen winzigen Hauch von Restsüße, wirkt sehr stimmig. Der Kabinettvertreter aus dem Calmont ist hell, frisch, jugendlich mit einem Hauch von Schwefel, im Mund enorm zupackend, verhalten süß, stimmig und animierend. Nochmals spannender ist die Spätlese aus der Kapplay, welche eine sehr ruhige Aromatik aufweist mit Anklängen an Apfel und Quittenschale; dieser Wein besitzt eine eigenständige Stilistik mit viel Würze; die Süße ist deutlich zu spüren, die Eleganz ist ebenfalls in überdurchschnittlichem Maße vorhanden. Wieder eine hochklassige Kollektion!

Weinbewertung

86 2024 Riesling trocken „Quarzit-Schiefer“ (1l) I 11,5 %/11,- €

86 2024 Riesling trocken „Quarzit-Schiefer“ I 11,5 %/9,90 €

88 2024 Riesling trocken „Der Sommer war sehr groß“ I 11,5 %/12,- €

88 2023 Riesling trocken Neefer Frauenberg I 11,5 %/16,- €

89 2023 Riesling trocken Bremmer Calmont I 11,5 %/16,- €

91 2023 Riesling trocken „GG“ Neefer Frauenberg I 12 %/32,- €

91 2023 Riesling trocken „GG“ Bremmer Calmont I 11,5 %/32,- €

91 2022 Riesling trocken „GG“ Sterneberg I 11,5 %/59,- €

92 2022 Riesling trocken „GG“ Fachkaul I 11 %/59,- €

87 2022 Riesling „feinherb“ „Bunt-Schiefer“ I 10 %/9,90 €

89 2024 Riesling Kabinett Bremmer Calmont I 9 %/16,- €

90 2022 Riesling Spätlese Ellerer Kapplay I 7 %/Vst.

89 2022 Spätburgunder trocken Neefer Frauenberg I 12,5 %/28,- €