Franzens Weihnachtspost

Liebe Weinfreunde,
Weihnachten ist ein Stück Heimat, das man im Herzen trägt. Was bedeutet Heimat für Sie? Für uns ist es der magische Moment, wenn man nach einem Urlaub die Serpentinen oberhalb von Bremm hinunterfährt und Stück für Stück mehr Mosel zu sehen ist.
Es ist der Augenblick, wenn der Calmont wie ein stiller Riese hinter der nächsten Kurve hervorragt.
Es ist die nie nachlassende Faszination der Weinbergsterrassen, die beim näheren Betrachten wie in den Hang gemeißelt wirken.
Es ist das Glas Wein am Abend, bei dem man den Tag gemütlich Revue passieren lässt. Heimat ist auch das, was wir an Erinnerungen und Momenten am Ende des Jahres in unseren Gedanken mitnehmen.

Nun neigt sich das Jahr wieder dem Ende zu und es scheint wieder wie im Fluge vergangen zu sein. Doch wenn wir an das vergangene Jahr denken, ist das so viel mehr, als im Fluge hätte passieren können.
Alleine unser riesiges Bauprojekt mit Emmis Weinbar und den Appartements, Ausflüge, Urlaub, eine neue Schule und so viele tolle Wein-Events haben unser Jahr mit kunterbunten Erinnerungen gefüllt. Viele wunderschöne Momente voller Aufregung, Leidenschaft, Genuss und manchmal auch völliger Überforderung liegen hinter uns.
Wir sind so viel mehr gewachsen als in vielen Jahren zuvor.
Und doch endet das Jahr für uns mit einem mulmigen Gefühl.
Wir hatten es im Frühjahr schon mal in einem Newsletter zum Thema gemacht – selten war der Weinbau so sehr bedroht wie aktuell. Nie war unsere Heimat so schwer zu beschützen und die Leidenschaft für den Erhalt der Kulturlandschaft so wenig akzeptiert. Wir müssen momentan dabei zusehen wie Weinberge, deren Tradition Jahrtausende zurückreicht über Nacht verschwinden, Terrassen in den Steillagen unter Dornen und Hecken versinken und Familienbetriebe, die über Generationen nur Weinbau betrieben haben, die Tore schließen.
Auch wir stehen vor einer großen Herausforderung. Zum einen wünschen wir uns nichts mehr, als all das Aufgebaute zu bewahren – die alten Terrassen, die Geschichten unserer Vorfahren, die Arbeit unzähliger Hände, die diese Landschaft geformt haben. Wir möchten die Tradition weitertragen, Träume von komplett bewirtschafteten Steillagen leben und die Magie dieser Weinberge erhalten.
Zum anderen war es für uns noch nie so unwirtschaftlich wie heute. Denn während wir Tag für Tag in den steilsten Hängen stehen – dort, wo jeder Schritt ein Balanceakt ist und jede geerntete Traube ein kleines Wunder darstellt – spüren wir einen starken Wandel: Die Nachfrage verschiebt sich. Immer mehr Kunden greifen zu Weinen aus flacheren, leichter zu bewirtschaftenden Lagen. Sie sind günstiger, schneller produziert und für viele zur alltäglichen Wahl geworden. Und so geraten ausgerechnet jene Weinberge, in denen unsere Wurzeln liegen, zunehmend in den Schatten. Weinberge, die nur durch Handarbeit bestehen können. Weinberge, die ohne uns – und ohne Sie – irgendwann verstummen würden. Dabei sind es gerade diese Steillagen, die uns geprägt haben: Hänge, die schon so viele Generationen getragen haben und in denen jede Rebe ein kleines Stück Ewigkeit umarmt. Ein Wein von dort ist kein Produkt – er ist ein Bekenntnis. Ein Bekenntnis zu Tradition, Landschaft, Kultur und zu einer Art des Weinmachens, die am Limit der Möglichkeiten stattfindet. Wir möchten Ihnen sagen: Jeder Kauf eines Steillagenweins ist nicht nur Genuss. Er ist ein Beitrag dazu, dass diese einzigartigen Weinberge weiterleben dürfen.
Dass ihre Geschichten nicht enden.
Dass die Mosel bleibt, wie wir sie lieben. Und damit Heimat auch Heimat bleibt. Nun freuen wir uns aber erstmal auf die kommende Weihnachtszeit und versuchen all das Positive in den Vordergrund zu heben. Wir haben unser neues Großes Gewächs vom Neefer Frauenberg Spätburgunder endlich gefüllt. Perfekt für die kuschelige Jahreszeit.

Herzliche Grüße 
Kilian, Angelina und Emilia Franzen und das ganze FRANZEN-Team