Eichelmann 2017

Kilian Franzen machte zunächst eine Druckerausbildung, arbeitete dann bei Johannes Leitz im Rheingau, bevor er in Geisenheim zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Angelina zu studieren begann. Beide brachen ihr Studium ab als Kilians Vater Ulrich Franzen 2010 mit dem Schmalspurschlepper tödlich verunglückte. Ulrich Franzen hatte sich wie kein anderer um den Bremmer Calmont und den Steilstlagenweinbau in diesem Teil der Mosel verdient gemacht, ihm ist die Renaissance der steilsten Lage Europas ganz wesentlich zu verdanken, er hatte im letzten Jahrzehnt zahlreiche aufgelassene Parzellen im Calmont neu bepflanzt. Seine Ehefrau Iris Franzen führte zunächst den Betrieb weiter, wurde dabei unterstützt von Sohn Kilian, der ihn inzwischen übernommen hat und zusammen mit Ehefrau Angelina führt. Ihre Reben wachsen zur Hälfte im Bremmer Calmont. Der Boden im 2 Kilometer langen, stark zerklüfteten Calmont besteht aus Schiefer mit einem sehr hohen Steinanteil. Hinzu kommen 1,8 Hektar im Neefer Frauenberg, sowie weitere Flächen in Bremm und Neef, aber auch in EdigerEller, zum Beispiel in der Ellerer Kapplay mit 1944 gepflanzten Reben. Riesling nimmt 90 Prozent der Rebfläche ein, hinzu kommen je 5 Prozent Weißburgunder und Elbling. Die Weine werden alle spontanvergoren, alle durchlaufen normalerweise den biologischen Säureabbau. Das Sortiment ist gegliedert in Gutsweine, wie den Riesling „vom Quarzitschiefer“, den durchgegorenen, immer enorm puristischen und straffen „FranZero“ oder den Riesling „Der Sommer war sehr groß“, eine Lagencuvée aus Kapplay, Calmont (Klosterkaul) und Abtei Kloster Stuben. Dann folgen die Lagenweine mit schwarzer Kapsel aus Frauenberg und Calmont, schließlich die mit einer Goldkapsel ausgestatteten, wahrscheinlich zukünftig immer trocken ausgebauten und deshalb als Große Gewächse bezeichneten Weine aus Calmont und Frauenberg, sowie als Spitzenwein des Gutes der „Calidus Mons“, der aus einer Parzelle stammt, die während des Ersten Weltkrieges gepflanzt wurde. Die drei Spitzenweine werden konsequent ein Jahr später vorgestellt, als dies bei anderen Weingütern üblich ist, auch sonst lässt man sich immer wieder gern Zeit. In manchen Jahren werden auch edelsüße Rieslinge erzeugt, das Gros der Weine aber wird trocken ausgebaut, nur der Calidus Mons liegt immer ein wenig höher in der Restsüße. Schon seit der ersten Ausgabe empfehlen wir die Franzen-Weine, schon damals waren wir besonders angetan von der Nachhaltigkeit der beiden GoldkapselWeine, den Calidus Mons gab es damals noch nicht. Seither haben die Weine stetig an Ausdruck gewonnen, sie sind präzise und kraftvoll, besitzen Substanz und viel Mineralität.

Neue Kollektion

Nachdem im vergangenen Jahr sehr gute 2014er bereits in der Basis vorgestellt wurden und die Großen Gewächse sowie der Calidus Mons aus dem Jahrgang 2013 überzeugten, machen jetzt die 2015er sowie die Spitzen aus 2014 viel Freude. Ein saftiger, sehr trocken wirkender Elbling beweist das durchaus vorhandene Potenzial dieser Sorte, wenn man mit ihr umzugehen weiß, auch der Weiße Burgunder ist klar, fein, sehr präzise. In einem sehr eigenständigen Stil präsentiert sich dann der Wein namens Der Sommer war sehr groß – und das war er im wahrsten Sinne des Wortes. Dennoch wirkt der Wein nicht mächtig, sondern besitzt eine fast ätherisch zu nennende Würze, Anklänge an Kräuter und gelbe Früchte, wirkt straff und nachhaltig. Ganz anders der feste, frische, puristisch trockene FranZero, bei den beiden Lagenweinen hat der Calmont mit seiner verspielten Art die Nase leicht vorn, der Frauenberg-Wein rangiert aber nur knapp dahinter. Auch bei den aus 2014 stammenden Großen Gewächsen ist der Calmont um einen Wimpernschlag spannender, präziser mit seiner offene Frucht, den Kräuternoten, dem Schmelz: Beide Weine sind sehr eigenständig. Ebenfalls leichte Kräuterwürze besitzt der fast trocken wirkende Calidus Mons, er besitzt mineralische Würze und Schmelz. Der Wein mit dem Namen Eine von 1365 verdankt seinen Namen der Anzahl der abgefüllten Flaschen; er gärte 23 Monate und besitzt eine im besten Sinne süffige Art, viel Schmelz, cremige Noten, ist aber alles andere als eindimensional. Als einziger deutlich süßer Wein begeistert schließlich der nach Kräutern und Steinobst duftende, rassige Kabinett, der überraschend viel Druck besitzt. Der gelungene Abschluss einer ausgezeichneten Kollektion.

Weinbewertung

85     2015 Elbling trocken 11,5 %/7,50 €

86     2015 Weißer Burgunder trocken 12 %/9,50 €

86     2015 Riesling trocken „FranZero“ 11,5 %/11,- €

86     2015 Riesling trocken „Quarzit Schiefer“ 11,5 %/7,90 €

87     2015 Riesling trocken „Der Sommer war sehr groß“ 12 %/11,- €

89     2015 Riesling trocken Bremmer Calmont 12 %/12,90 €

89     2014 Riesling „GG“ Neefer Frauenberg 13 %/20,90 €

90     2014 Riesling „GG“ Bremmer Calmont 13 %/20,90 €

88     2015 Riesling Neefer Frauenberg 12 %/12,90 €

88     2013 Riesling „Eine von 1365“ Bremmer Calmont 11,5 %/16,90 €

91     2014 Riesling „Calidus Mons“ 13 %/31,50 €

88    2015 Riesling Kabinett Bremmer Calmont 8 %/12,90 €