Eichelmann 2024

Kilian Franzen machte zunächst eine Druckerausbildung, arbeitete dann bei
Johannes Leitz im Rheingau, bevor er in Geisenheim zusammen mit seiner
heutigen Ehefrau Angelina zu studieren begann. Beide brachen ihr Studium
ab als Kilians Vater Ulrich Franzen 2010 mit dem Schmalspurschlepper
tödlich verunglückte. Ulrich Franzen hatte sich wie kein anderer um den
Bremmer Calmont und den Steilstlagenweinbau in diesem Teil der Mosel
verdient gemacht, ihm ist die Renaissance der steilsten Lage Europas ganz
wesentlich zu verdanken, er hatte im letzten Jahrzehnt zahlreiche aufgelassene Parzellen im Calmont neu bepflanzt. Seine Ehefrau Iris Franzen führte
zunächst den Betrieb weiter, wurde dabei unterstützt von Sohn Kilian, der
das Weingut inzwischen übernommen hat und zusammen mit Ehefrau
Angelina führt. Ihre Reben wachsen zur Hälfte im Bremmer Calmont. Der
Boden im 2 Kilometer langen, stark zerklüfteten Calmont besteht aus
Schiefer mit einem sehr hohen Steinanteil. Hinzu kommen 1,8 Hektar im
Neefer Frauenberg, sowie weitere Flächen in Bremm und Neef, aber auch
in Ediger-Eller, zum Beispiel in der Ellerer Kapplay mit 1944 gepflanzten
Reben. Riesling nimmt 90 Prozent der Rebfläche ein, hinzu kommen
Weißburgunder, Elbling und eine kleine Menge Spätburgunder, insgesamt
werden elf Hektar bewirtschaftet. Die Weine werden alle spontanvergoren,
alle durchlaufen normalerweise den biologischen Säureabbau. Das
Sortiment ist gegliedert in Gutsweine, wie den Riesling „Quarzit Schiefer“,
den durchgegorenen, immer enorm puristischen und straffen „FranZero“
oder den Riesling „Der Sommer war sehr groß“, eine Lagencuvée aus
Kapplay, Calmont (Klosterkaul) und Abtei Kloster Stuben. Dann folgen die
Lagenweine aus Frauenberg und Calmont, darauf die beiden Großen
Gewächse. Als Spitzenweine firmieren der aus der Fachkaul genannten
Parzelle des Calmonts stammende Riesling und der Sterneberg-Wein aus
dem Neefer Frauenberg; beide firmieren ebenfalls als Große Gewächse.
Die Spitzenweine werden konsequent erst sehr spät in den Verkauf
gebracht. In manchen Jahren werden edelsüße Rieslinge erzeugt, das Gros
der Weine aber wird trocken oder fast trocken ausgebaut.
Kollektion
Der Jahrgang 2021 dominiert die diesmal vorgestellte Kollektion, die beiden
Spitzenrieslinge im trockenen Bereich stammten aus dem Jahrgang 2020.
Diese Vorgehensweise ist an der Mosel noch immer eine Ausnahme, aber
umso lobenswerter, als sich die Weine der Franzens über viele Jahre
hinweg besonders gut entwickeln. Nur in der Basis wird der Jahrgang 2022
präsentiert – etwa als Quarzit-Schiefer-Riesling in der Liter- oder der 0,75
Liter-Flasche, der attraktive Aromen von Kernobst und Kräutern aufweist
sowie eine ungeheure Saftigkeit mitbringt. Noch etwas saftiger wirkt der
Wein mit der Bezeichnung Der Sommer war sehr groß, ebenfalls ein 2022er.
Er ist schon in der Nase sehr attraktiv, offen und duftig mit Anklängen an Kernobst und Kräuter, auch etwas Hefe ist zu spüren;
der Wein wirkt nicht puristisch trocken, ist aber
komplett in der Balance. Dann die Lagenweine ohne
weitere Bezeichnungen, aus dem Calmont in Bremm
und dem Frauenberg in Neef stammend. Bei beiden
handelt es sich um 2021er, und wie in so vielen
Jahren, so gefällt auch diesmal der Calmont-Vertreter etwas besser; der Wein ist frisch und duftig, zeigt
Kräuter- und Zitrusnoten, entwickelt sich im Glas gut;
auch der Neefer Frauenberg profitiert von Luft, er
besitzt noch etwas verhaltene Frucht- und Gesteinsnoten, präsentiert sich würzig. Bei den Großen
Gewächsen aus Calmont und Frauenberg handelt es
sich ebenfalls um 2021er, aber die Unterschiede zu
den Erste Lage-Weinen sind beachtlich. Straff und
fest wirken beide, aber das Calmont-GG gefällt noch
etwas besser mit seiner animierenden, recht kühlen
Frucht, der deutlich mineralischen Art, die aber auch
einen gewissen Schmelz erkennen lässt. Die rassige
Säure weist auf den Jahrgang 2021 hin. Etwas
verhaltener wirkt der Frauenberg-Riesling, ebenfalls
frisch und fest, aber sich noch nicht wirklich zeigend;
gut möglich, dass dieser Wein einfach etwas länger
brauchen wird, um sich im Bestzustand zu präsentieren. Selbiger ist auch bei den Großen Gewächsen aus dem Jahrgang 2020
noch nicht erreicht: Die Rieslinge aus der Fachkaul (Calmont) und dem
Sterneberg (Frauenberg) dürften noch deutlich von einer weiteren Reifephase
profitieren. Der Wein aus der Fachkaul wirkt kühl und mineralisch, eher
trocken, fest und würzig. Kaum weniger spannend ist der etwas offenere, mit
dezenten Würznoten aufwartende Sterneberg-Wein. Deutlich hefig mit feinen,
fast ätherischen Fruchtnoten präsentiert sich der nicht ganz trockene ZeitRiesling, der lange auf der Hefe reifte. Rassig ist der Kabinettriesling, cremigen
Schmelz besitzt die Versteigerungsauslese.

Weinbewertung
86 2022 Riesling trocken „Quarzit-Schiefer“ (1l) 11%/10,90€
86 2022 Riesling trocken „Quarzit-Schiefer“ 11%/9,90€
88 2022 Riesling „Der Sommer war sehr groß“ 11%/12,-€
89 2021 Riesling trocken Neefer Frauenberg 11%/16,-€
90 2021 Riesling trocken Bremmer Calmont 11%/16,-€
90 2021 Riesling „GG“ trocken Neefer Frauenberg 11,5%/28,-€
92 2021 Riesling „GG“ trocken Bremmer Calmont 11,5%/28,-€
89 2021 Riesling „feinherb“ „Zeit“ 10,5%/16,90€
92 2020 Riesling „GG“ trocken Sterneberg 12%/59,-€
93 2020 Riesling „GG“ trocken Fachkaul 12%/59,-€
88 2022 Riesling Kabinett Bremmer Calmont 8%/16,-€
93 2021 Riesling Auslese Neefer Frauenberg 8%/Vst.