Eichelmann 2025
Kilian Franzen machte zunächst eine Druckerausbildung, arbeitete dann bei Johannes Leitz im Rheingau, bevor er in Geisenheim zusammen mit seiner heutigen Ehefrau Angelina zu studieren begann. Beide brachen ihr Studium ab als Kilians Vater Ulrich Franzen 2010 mit dem Schmalspurschlepper tödlich verunglückte. Ulrich Franzen hatte sich wie kein anderer um den Bremmer Calmont und den Steilstlagenweinbau in diesem Teil der Mosel verdient gemacht, ihm ist die Renaissance der steilsten Lage Europas ganz wesentlich zu verdanken, er hatte im letzten Jahrzehnt zahlreiche aufgelassene Parzellen im Calmont neu bepflanzt. Seine Ehefrau Iris Franzen führte zunächst den Betrieb weiter, wurde dabei unterstützt von Sohn Kilian, der das Weingut inzwischen übernommen hat und zusammen mit Ehefrau Angelina führt. Ihre Reben wachsen zur Hälfte im Bremmer Calmont. Der Boden im 2 Kilometer langen, stark zerklüfteten Calmont besteht aus Schiefer mit einem sehr hohen Steinanteil. Hinzu kommen 1,8 Hektar im Neefer Frauenberg, sowie weitere Flächen in Bremm und Neef, aber auch in Ediger-Eller, zum Beispiel in der Ellerer Kapplay mit 1944 gepflanzten Reben. Riesling nimmt 90 Prozent der Rebfläche ein, hinzu kommen Weißburgunder, Elbling und eine kleine Menge Spätburgunder, insgesamt werden elf Hektar bewirtschaftet. Die Weine werden alle spontanvergoren, alle durchlaufen normalerweise den biologischen Säureabbau. Das Sortiment ist gegliedert in Gutsweine wie den Riesling „Quarzit Schiefer“, den durchgegorenen, immer enorm puristischen und straffen „FranZero“ oder den Riesling „Der Sommer war sehr groß“, eine Lagencuvée aus Kapplay, Calmont (Klosterkaul) und Abtei Kloster Stuben. Dann folgen die Lagenweine aus Frauenberg und Calmont, darauf die beiden Großen Gewächse aus beiden Lagen. Als Spitzenweine firmieren der aus der Fachkaul genannten Parzelle des Calmonts stammende Riesling und der Sterneberg-Wein aus dem Neefer Frauenberg; beide firmieren ebenfalls als Große Gewächse. Die Spitzenweine werden konsequent erst sehr spät in den Verkauf gebracht. In manchen Jahren werden edelsüße Rieslinge erzeugt, das Gros der Weine aber wird trocken oder fast trocken ausgebaut.
Kollektion
Ein sehr feiner, angenehm trockener Weißburgunder führt das Feld der Weine an. Der Quarzit-Schiefer-Wein ist, wie praktisch in jedem Jahr, ein bereits zugänglicher, fester, würziger und zwar nicht puristisch trockener, aber sehr gut balancierter Wein. Was die übrigen trockenen Weine angeht, so ist das Sortiment klar überschaubar. Erst die beiden Lagenweine, dann die Lagenweine mit dem Zusatz GG, schließlich die Spitzen aus den Einzelparzellen. Der Calmont-Riesling mit der Bezeichnung GG, ein 2022er, ist frisch und würzig, zeigt eine fast ätherische, schon recht offene Frucht, ist im Mund saftig und recht fest, also durchaus typisch für den Calmont. Noch etwas offener ist der GG-Frauenberg-Wein, schlank, etwas fruchtiger als der Calmont-Wein. Die beiden Spitzen aus Sterneberg und Fachkaul sind dann, der eine aus 2022, der andere aus 2020 stammend, mitnichten dichter und üppiger, sondern fast schon zurückhaltend, duftig und feingliedrig. Der Fachkaul-Riesling wirkt kühl und frisch mit dezenten Anklängen an Hefe, dazu kommen eher Gewürze als Frucht, ist im Mund straff und fest, aber noch etwas unzugänglich. Offener ist der Frauenberg-Wein, frisch, duftig, mit einer hellen Frucht ausgestattet, fein und trotz seiner eher schlanken Art sehr animierend und nachhaltig, in einer Blindprobe von leicht erkennbarem Charakter. Nicht ganz trocken ist der Riesling mit dem kuriosen Namen Der Sommer war sehr groß – er ist zupackend und würzig. Besonders gut gefällt indes in diesem Jahr der Riesling Zeit aus dem Jahrgang 2022, lange auf der Hefe ausgebaut, was sich auch in der Nase widerspiegelt. Im Mund zeigt dieser Wein einen bemerkenswerten Schmelz und viel Frucht, er ist saftig und würzig, für einen nicht als GG vorgesehenen Wein mit erstaunlicher Substanz. Zwei gänzlich unterschiedliche Kabinettweine schließen das Sortiment ab. Der Riesling aus dem Calmont zeigt Stein- und Kernobstnoten, ist recht offen mit saftiger Art; der Versteigerungswein aus der Klosterkaul besitzt nochmals deutlich mehr Substanz, ist vibrierend, nachhaltig und nur verhalten süß. Weinbewertung
86 – 2023 Riesling trocken „Quarzit-Schiefer“ (1l) I 11 %/11,- €
87 – 2023 Weißer Burgunder trocken I 11,5 %/11,- €
86 – 2023 Riesling trocken „Quarzit-Schiefer“ I 11 %/9,90 €
88 – 2023 Riesling „Der Sommer war sehr groß“ I 11 %/12,- €
88 – 2022 Riesling trocken Neefer Frauenberg I 11 %/16,- €
88 – 2022 Riesling trocken Bremmer Calmont I 11 %/16,- €
89 – 2022 Riesling trocken „GG“ Neefer Frauenberg I 11,5 %/32,- €
91 – 2022 Riesling trocken „GG“ Bremmer Calmont I 11,5 %/32,- €
92 – 2022 Riesling trocken „GG“ Sterneberg I 11,5 %/59,- €
92 – 2020 Riesling trocken „GG“ Fachkaul I 11,5 %/59,- €
90 – 2022 Riesling „Zeit“ I 10,5 %/18,- €
88 – 2023 Riesling Kabinett Bremmer Calmont I 8 %/16,- €
90 – 2023 Riesling Kabinett Klosterkaul I 8,5 %/Vst.